Die Süßholzwurzel ist die Wurzel der Glycyrrhiza glabra, einer im Mittelmeerraum und in Westasien beheimateten mehrjährigen Staude, die Wuchshöhen von bis zu zwei Metern erreicht. Die auch als Echtes Süßholz bekannte Pflanze bildet holzige gelbe Wurzeln, die den Wirkstoff Glyzyrrhizin enthalten. Diese Substanz zählt zu Glykosiden und verleiht der Wurzel ihren intensiv süßlichen Geschmack.
Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Süßholzwurzel etwa vierhundert verschiedene chemische Verbindungen, darunter Cumarine, Saponine, Isoflavonoide und Flavonoide, enthält. Einige dieser Pflanzenwirkstoffe sind für die menschliche Gesundheit bedeutsam, weshalb die Süßholzwurzel als natürliches Heilmittel bei unterschiedlichen Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt werden kann.
Süßholzwurzel als natürliches Heilmittel
Alternativmedizinisch interessant ist vor allem der Inhaltsstoff Glyzyrrhizin. Dieser wird im menschlichen Verdauungstrakt in verschiedene Verbindungen aufgespalten. Dabei entsteht unter anderem Glyzyrrhetinsäure, die für ihre stark entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist. Daher werden Präparate auf Basis von Süßholzwurzel bei unterschiedlichen Erkrankungen innerlich und äußerlich erfolgreich eingesetzt. Die Glyzyrrhetinsäure entfaltet zudem eine positive Wirkung auf das Immunsystem, da sie die Aktivität bestimmter Abwehrzellen reguliert, Immunüberreaktionen hemmt und allergischen Beschwerden auf sanfte Weise entgegenwirkt.
Neben Glyzyrrhizin enthält die Süßholzwurzel unzählige andere Wirkstoffe, die im menschlichen Körper antibiotische, antioxidative, krampflösende und schmerzlindernde sowie schleimlösende Eigenschaften entfalten und bei einer Vielzahl von Erkrankungen auf natürliche Weise eine Linderung der Symptome erzielen können.
Immunmodulierende Wirkung der Süßholzwurzel
Entzündungen entstehen als Reaktionen des Immunsystems auf verschiedene Einflüsse wie Krankheitserreger oder Schadstoffe. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Glyzyrrhizin und die vom Körper daraus gebildete Glyzyrrhetinsäure einen direkten Einfluss auf die Mastzellen ausüben. Diese Immunzellen regen die Ausschüttung des Botenstoffs Histamin an, der eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Allergien spielt. Glyzyrrhetinsäure hemmt die Aktivität von Mastzellen und wirkt dadurch allergischen und entzündlichen Reaktionen entgegen.
Traditionell kommt die Süßholzwurzel daher gegen Hautentzündungen und allergische Erkrankungen der Haut ebenso zum Einsatz wie bei Hämorrhoiden, Insektenstichen und Verbrennungen. Viele Neurodermitis-Patienten berichten von einer erfolgreichen Behandlung der betroffenen Hautareale mit Aufgüssen aus Süßholzwurzel. Auch Asthma, Heuschnupfen und andere allergische Erkrankungen können durch die Anwendung von Süßholzwurzel nachweislich auf sanfte Weise gelindert werden.
Eine besondere Bedeutung kommt der Süßholzwurzel als alternatives Heilmittel bei entzündlichen Erkrankungen der oberen Atemwege zu. So lindern Teeaufgüsse und Präparate mit Extrakten dieser Heilpflanze allgemeine Erkältungsbeschwerden sowie die Symptome von Nasennebenhöhlenentzündungen, Bronchitis, Angina, Reizhusten und Verschleimungen.
Da die Glyzyrrhetinsäure insgesamt immunmodulierend wirkt, ist auch bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen eine positive Wirkung zu erwarten. Erfahrungen haben gezeigt, dass Präparate mit Glyzyrrhizin etwa bei entzündlichen Gelenkerkrankungen wie Rheuma, Arthritis oder Gicht sowie bei Autoimmunerkrankungen der Haut erfolgreich angewendet werden.
Süßholzwurzel für die Gesundheit von Magen und Darm
In Hinblick auf Magen-Darm-Erkrankungen entfaltet die Süßholzwurzel auf mehreren Ebenen eine positive Wirkung. Der Einfluss von Süßholzwurzelextrakten reduziert die Bildung aggressiver Magensäure, die die Entstehung einer Gastritis begünstigt. Gleichzeitig bewirken schleimlösende Inhaltsstoffe, dass die Oberflächen des Gewebes von Magen und Darm vor Entzündungen und Reizen besser geschützt werden. Laborversuche haben gezeigt, dass die Süßholzwurzel auch den in der Magenschleimhaut lebenden pathogenen Keim Helicobacter pylori erfolgreich bekämpfen kann. Dieser gilt heute als Hauptursache für die chronische Gastritis sowie den überwiegenden Anteil aller Geschwüre des Magens und des Zwölffingerdarms.
Die in der Süßholzwurzel enthaltenen Flavonoide L-Soliquiritigenin und Liquiritigenin entfalten im Verdauungstrakt stark krampflösende Eigenschaften, während Glycyrrhizin die Abheilung von Geschwüren beschleunigt, Sodbrennen lindert und Blähungen entgegenwirkt. Eine gezielte Behandlung mit Präparaten auf Basis von Süßholzwurzel kann daher die Gesundheit von Magen und Darm nachhaltig stärken und Beschwerden in vielerlei Hinsicht erfolgreich behandeln.
Natürliches Breitbandantibiotikum
In vielen asiatischen Ländern ist Süßholzwurzel ein wichtiger Bestandteil von Kräuterarzneien gegen Erkältungen, Influenza und Hauterkrankungen. Dies ist auf die antibakteriellen, antimykotischen und antiviralen Eigenschaften der Pflanze zurückzuführen. Erfahrungen haben gezeigt, dass die innerliche Anwendung von Präparaten mit Süßholzwurzel sowohl gegen Herpes- und HIV-Viren, den bakteriellen Erreger der Tuberkulose und das Hepatitis-Virus als auch gegen den Hefepilz Candida albicans eine positive Wirkung entfaltet. Auch wenn die Wirkung gegen Karies und Parodontitis nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist, kommt Süßholzwurzel in der Alternativmedizin auch erfolgreich gegen Zahnverfall und Entzündungen der Mundhöhle zum Einsatz.
Wissenschaftler vermuten, dass die chemischen Verbindungen in der Süßholzwurzel auch vor der Entstehung von Tumorerkrankungen schützen könnten. Laborversuche an Mäusen zeigten eine deutliche Verringerung von Krebsgeschwüren durch den Einfluss von Süßholzwurzelextrakten. Ebenso diskutiert wird eine positive Wirkung der in der Süßholzwurzel nachweisbaren Phytoöstrogene auf den weiblichen Hormonhaushalt. In der traditionellen chinesischen Medizin und zunehmend auch in der westlichen Alternativmedizin kommen Präparate mit Süßholzwurzel erfolgreich bei Wechseljahrbeschwerden, zur Stabilisierung des Monatszyklus und bei Stillproblemen zur Anwendung.
Anwendungsmöglichkeiten und Darreichungsformen
Abhängig von der Lokalisation der Beschwerden kann die Süßholzwurzel sowohl äußerlich als auch innerlich eingesetzt werden. Die getrockneten und zerkleinerten Wurzeln der Heilpflanze werden hauptsächlich zur Herstellung von Teeaufgüssen verwendet. Süßholzwurzelsud kann in Form von Waschungen direkt auf die entzündete oder erkrankte Haut aufgetragen werden. Der frische Aufguss eignet sich auch hervorragend als Badezusatz, beispielsweise für ein Sitzbad gegen Hämorrhoiden oder ein Fußbad bei einer Pilzinfektion.
Für die Zubereitung von Tee gegen Erkältungen, Magenbeschwerden oder Verdauungsprobleme wird ein Teelöffel der zerkleinerten Wurzeln mit etwa zweihundert Milliliter kochendem Wasser übergossen. Die Ziehzeit kann zwischen fünf und fünfzehn Minuten betragen. Bei akuten Beschwerden empfehlen ganzheitliche Mediziner, drei Tassen pro Tag zu trinken, wobei der Tee vor allem nach den Mahlzeiten seine Wirkung optimal entfalten kann. Trockenextrakte der Süßholzwurzel werden häufig fertigen Kräuterteemischungen und Instant-Tees beigefügt, die Anis, Eibischwurzel und Fenchel enthalten.
Als alkoholische Auszüge werden aus der zerkleinerten getrockneten Wurzel auch Fluidextrakte hergestellt, die vor allem in der Homöopathie zum Einsatz kommen. Aus konzentrierten Zubereitungen wird die sogenannte Lakritze hergestellt, die als Süßigkeit beliebt ist. Ist ein Produkt als Starklakritz gekennzeichnet, enthält es besonders hohe Mengen an Glycyrrhizin und eignet sich daher ausschließlich zum Verzehr durch Erwachsene.
Mögliche Nebenwirkungen der Süßholzwurzel
Eine gesundheitsschädigende Wirkung der Süßholzwurzel ist bei zeitlich begrenzter und moderater Einnahme grundsätzlich nicht zu befürchten. Allerdings kann es bei Überdosierung über einen längeren Zeitraum zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen. Nur sehr selten treten Unverträglichkeitsreaktionen in Form von Magenschmerzen, Durchfall oder Übelkeit, Hautreizungen oder Beschwerden der Atemwege auf. Gesundheitsschädigende Effekte werden jedoch lediglich beobachtet, wenn die Einnahme von Präparaten mit Süßholzwurzel eine Dosis von hundert Milligramm Glycyrrhizin pro Tag übersteigt und die Behandlung länger als vier Wochen durchgeführt wird. In solchen Fällen können Nebenwirkungen wie Ödeme, Muskelschwächen, Bluthochdruck und Herzbeschwerden auftreten.
Einige Inhaltsstoffe in der Süßholzwurzel begünstigen eine vermehrte Ausschüttung von Kortisol und anderen Hormonen, die eine Erhöhung des Blutdrucks sowie des Blutzuckerspiegels bewirken kann. Eine langfristig hoch dosierte Einnahme führt zudem mitunter zu Störungen im Elektrolythaushalt. Dies kann sich in Form einer Hypokaliämie, also einem Kaliummangel im Blut, oder als Hypernatriämie, also einem Überschuss an Natrium, manifestieren. Allerdings verschwinden die durch die Süßholzwurzel verursachten Nebenwirkungen in der Regel innerhalb kurzer Zeit, wenn das Präparat abgesetzt wird.
Für wen ist Süßholzwurzel nicht geeignet?
Aufgrund möglicher Verschiebungen der Elektrolytkonzentrationen sollten Menschen, die Arzneistoffe mit entwässernder Wirkung einnehmen, auf die zusätzliche Therapie mit Süßholzwurzel-Präparaten verzichten. Vorsicht ist auch bei einer Behandlung mit Arzneistoffen auf Basis von Kortison sowie Herzmedikamenten jeder Art geboten. Bei Herzmitteln kann es zu Wechselwirkungen und damit verbunden zur Entstehung von Herzrhythmusstörungen kommen. Menschen mit Leberzirrhose, schweren Erkrankungen der Leber oder Niereninsuffizienz wird von einer Einnahme von Glycyrrhizin grundsätzlich abgeraten.
Schwangere Frauen sollten die Anwendung von Süßholzwurzel immer mit ihrem behandelnden Gynäkologen besprechen, um keine Frühgeburt oder Entwicklungsstörungen des Ungeborenen zu riskieren. Allerdings gilt der moderate Genuss von Süßholzwurzeltee während der Schwangerschaft generell als unbedenklich.
In jedem Fall wird empfohlen, vor der innerlichen Anwendung von Süßholzwurzel immer den Rat des behandelnden Arztes einzuholen. Präparate mit Süßholzwurzel, ob als Tees oder homöopathische Arzneistoffe, sollten aufgrund der genannten gesundheitlichen Risiken nie länger als vier bis sechs Wochen ohne ärztliche Anweisung eingenommen werden.
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