Wissenschaftler vermuten, dass viele organische Erkrankungen, von Karies und chronischen Entzündungen bis zu Diabetes und Krebs, auf eine langfristige Übersäuerung des Organismus zurückzuführen sind. Der Begriff Übersäuerung weist bereits darauf hin, dass im Körper ein Übermaß an Säuren nachweisbar ist. Änderungen im empfindlichen Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen begünstigen eine Belastung der Körperzellen mit schädlichen Substanzen, die deren Stoffwechselprozesse beeinträchtigen.
Eine Übersäuerung des Organismus entwickelt sich schleichend und ist in nahezu allen Fällen auf falsche Lebensgewohnheiten zurückzuführen. Neben der Ernährung gelten auch ein hektischer Lebensalltag und Stress als wesentliche Ursachen einer Übersäuerung.
Grundlagen des Säure-Basen-Gleichgewichts
Eine Übersäuerung, in der medizinischen Fachsprache Azidose genannt, beschreibt eine Dysbalance im Säure-Basen-Haushalt des Körpers, die durch verschiedene Einflüsse verursacht werden kann. Der pH-Wert des Blutes bestimmt das Verhältnis zwischen Säuren und Basen in den Zellen der Organe. Im Normalfall beträgt der pH-Wert im menschlichen Blut etwa 7,38 bis maximal 7,42. Er bewegt sich daher im leicht basischen Bereich. Nur ein Wert innerhalb dieser Grenzen gewährleistet, dass die Organe alle lebensnotwendigen Funktionen hundertprozentig erfüllen können. Sinkt der pH-Wert unter 7, bewegt er sich im sauren Milieu, was zur Entstehung lebensbedrohlicher Erkrankungen führen kann.
Während im Blut immer ein leicht basisches Milieu herrschen muss, befinden sich im menschlichen Organismus auch Organe und Gewebe mit deutlichen Abweichungen des pH-Werts. Im Magen beispielsweise beträgt der pH-Wert nur maximal 2, da hier die konzentrierte Magensäure die Aufgabe erfüllen muss, über die Nahrung aufgenommene, potenziell gesundheitsschädigende Mikroorganismen abzutöten, bevor sie in den Darm gelangen können. Während auch der Urin naturgemäß oft sauer ist, herrscht in der Galle mit pH-Werten von bis zu 8,8 immer ein stark basisches Milieu. Die einzelnen Organe und Gewebe unterscheiden sich daher, abhängig von ihren Aufgaben, signifikant in ihrer chemischen Zusammensetzung. So kann es in Organen zu lokal begrenzten Übersäuerungen kommen, wenn sich Entzündungen entwickeln, die zu messbaren Veränderungen des pH-Wertes führen.
Was ist eine Übersäuerung?
Mediziner sprechen von einer Übersäuerung oder Azidose, wenn sich der pH-Wert im Blut unter dem Normalbereich bewegt. Damit einhergehend nimmt im Blut die Wasserstoffionenkonzentration zu. Die Folgen sind eine Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts und ein Mangel an Hydrogenkarbonat. Dies führt zu pathologischen Ansammlungen von Säuren beziehungsweise zu gesundheitlich problematischen Rückgängen von Basen in den Zellen unterschiedlicher Organe. Die Übersäuerung resultiert in einer chronischen Störung des Zellstoffwechsels. Die Zellen können ihre Funktionen nur mehr eingeschränkt erfüllen, das Risiko für eine Vielzahl von systemischen Erkrankungen steigt.
Ernährungsbedingte Ursachen einer Übersäuerung
Liegt eine Übersäuerung des Organismus vor, ist die Ursache in den meisten Fällen auf falsche Lebensgewohnheiten zurückzuführen. Insbesondere die Ernährung spielt bei latenten Azidosen eine zentrale Rolle. Dafür verantwortlich ist eine übermäßige Aufnahme von Säure bildenden Lebensmitteln, während dem Körper gleichzeitig unzureichende Mengen an Basen bildenden Nahrungsmitteln zugeführt werden.
Säure bildende Lebensmittel sind in erster Linie solche tierischen Ursprungs. Sie enthalten Eiweiße, die zu einem großen Teil aus Phosphor und Schwefel aufgebaut sind. Dabei handelt es sich um Mineralstoffe, die der Organismus in gewissen Mengen benötigt. Im Zuge des Stoffwechsels werden Phosphor und Schwefel in Phosphorsäure und Schwefelsäure umgewandelt. Der Körper verfügt über natürliche chemische Puffersysteme, die diese Säuren normalerweise neutralisieren, sodass sie keinerlei gesundheitsschädigende Wirkung entfalten können. Durch einen übermäßigen Verzehr von Lebensmitteln, die diese Säure bildenden Mineralstoffe enthalten, kommt es jedoch langfristig zu einer Überforderung des Organismus. Gleichzeitig benötigt der Körper über die Nahrung zugeführte basische Mineralstoffe, damit die Puffersysteme die Säuren neutralisieren. Eine Ernährung, die arm an Basen bildenden Lebensmitteln ist, gilt daher als einer der wichtigsten Ursachen einer Übersäuerung.
Basen- und Säure bildende Lebensmittel
Viele Menschen nehmen an, dass sauer schmeckende Lebensmittel wie etwa Zitrusfrüchte automatisch Säure bildend sind. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, denn nahezu alle naturbelassenen pflanzlichen Nahrungsmittel sind basisch, da sie hohe Mengen an Basen bildenden Mineralstoffen aufweisen. Obst und Gemüse, biologischer Apfelessig, Keime, Sprossen und Gewürze sowie einige Nüsse und Kerne wirken Basen bildend. Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Eier und Milchprodukte hingegen enthalten hohe Mengen an Säure bildenden Mineralstoffen. Ausnahmen bilden Butter, Butterschmalz und Ghee sowie Sahne.
Wissenschaftler fanden heraus, dass es bei den Milchprodukten vor allem die fettarmen beziehungsweise fettreduzierten Varianten sind, die bei regelmäßigem Verzehr eine Übersäuerung begünstigen. Die Bildung von Säuren wird zudem durch alle Produkte, die Zucker, Weißmehl, Transfette und hohe Mengen an Gluten enthalten, zusätzlich verstärkt. Vollkorngetreide wirkt zwar grundsätzlich Säure bildend, allerdings sind diese Säuren nicht gesundheitsschädigend. Besonders problematisch in Hinblick auf den Säure-Basen-Haushalt sind Alkohol und Nikotin, Limonaden, ausnahmslos alle industriell gefertigten Nahrungsmittel, kohlensäurehaltige Getränke, Kaffee und schwarzer Tee.
Moderne Ernährungsgewohnheiten basieren in vielen Fällen auf genau jenen Lebensmitteln, die entweder hohe Mengen an Phosphor und Schwefel enthalten oder den Abbau von Säuren in den Zellen blockieren. Weißbrot, Wurst, Fleisch, Fertiggerichte, Light-Produkte, Backwaren und Süßigkeiten stehen bei vielen Menschen auf dem täglichen Speiseplan – dies führt langfristig zu einer Übersäuerung und damit einhergehend zur Entwicklung der typischen modernen, heute weit verbreiteten Zivilisationskrankheiten.
Übersäuerung als Folge von Diäten
Die am deutlichsten wahrnehmbare Folge einer säureüberschüssigen Ernährung ist Übergewicht. Viele Menschen, die darunter leiden, versuchen, ihr Körpergewicht durch wiederholte einseitige Diäten und Fastenkuren zu reduzieren. In diesen Maßnahmen lauert die Gefahr einer zusätzlichen Übersäuerung, die das Säure-Basen-Gleichgewicht noch mehr verändert.
Wer eine Diät durchführt, baut Körperfett ab. Durch diesen Prozess werden sogenannte Ketosäuren freigesetzt, die sich in den Zellen ablagern und deren Stoffwechselleistung negativ beeinträchtigen. Dadurch kommt es bei vielen sogenannten Crashdiäten und Fastenkuren bereits einige Tage nach Beginn zu einer körperlichen Krise, die sich in Unwohlsein, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und anderen Beschwerden manifestiert – typische Symptome einer zumindest vorübergehenden Übersäuerung.
Falsche Lebensgewohnheiten als Ursachen einer Übersäuerung
Störungen im Säure-Basen-Haushalt können auch durch einen hektischen Lebensstil bedingt sein. Ständiger Stress sowie körperliche und geistige Überanstrengung haben signifikante Änderungen des Hormonspiegels zur Folge. Bei Stress in jeder Form werden erhöhte Mengen an Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Diese beeinträchtigen einerseits die Durchblutung der Organe und beeinflussen auf negative Weise die Verdauung, wodurch der Abbau und die Ausscheidung von Säuren gehemmt werden.
Andererseits verursacht ein hektischer Lebensstil ebenso wie übertriebene sportliche Betätigung oft auch eine unwillkürlich hastige und gleichzeitig flache Atmung. Dadurch kann es zu einer Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff kommen. Die Folgen eines Sauerstoffmangels sind ein gestörter Abtransport von Säuren und gleichzeitig eine Erhöhung der Milchsäureproduktion – die Säurebelastung im Körper steigt dadurch signifikant an.
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