Auch wenn die genauen Ursachen der Misophonie bis heute nicht gänzlich erforscht sind, lässt sich die Störung gut behandeln. Ein interdisziplinäres Therapiekonzept ist dabei von zentraler Bedeutung. Nur die Zusammenarbeit von spezialisierten HNO-Fachärzten und Psychologen kann einen langfristigen Therapieerfolg bewirken. Auch die Patienten selbst können einiges dazu beitragen, die allgemeinen Belastungszustände nachhaltig zu reduzieren.
Diagnose einer Misophonie
Menschen, die auf alltägliche auditive Reize wie Essgeräusche besonders empfindlich oder negativ reagieren, sollten einen erfahrenen HNO-Arzt konsultieren. Ein spezialisierter Facharzt kann bereits auf Basis der Beschreibungen seines Patienten den Verdacht äußern, dass eine Misophonie vorliegen könnte. Im Anschluss an das Gespräch kommen in der Regel verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz, um die Ausprägung der Störung genau zu beurteilen. Dazu zählen Ton- und Hochtonaudiogramme, Sprachverständnistests und verschiedene Verfahren der Impedanzaudiometrie, die Aufschluss über die individuelle Schallabsorption geben. Die Reaktion des Patienten auf verschiedene Geräusche sowie dessen Beschreibungen seiner emotionalen und körperlichen Symptome bei Einwirkung der akustischen Trigger sind wichtige Anhaltspunkte, um andere Störungen wie eine Hyperakusis oder Phonophobie auszuschließen.
Hilfsmittel zur Linderung der unerträglichen Geräuscheinwirkung
Zur Behandlung einer Misophonie stehen keine Medikamente zur Verfügung, die die Wahrnehmung der verhassten Geräusche positiv verändern könnten. Damit Patienten ihren Alltag trotz der negativen Reaktionen auf bestimmte Schallereignisse bewältigen können, wird der behandelnde Arzt den Einsatz eines Noisers vorschlagen. Solche Geräte erzeugen ein Rauschen, durch das das unerträgliche Geräusch neutralisiert werden kann. Das kontinuierliche Rauschen wird nicht nur als angenehm wahrgenommen, sondern entfaltet auch eine beruhigende Wirkung auf die Psyche. Idealerweise sollte der Noiser über einen Zeitraum von zehn bis achtzehn Monaten getragen werden. Dadurch lernen die Betroffenen, das verhasste Geräusch als normalen auditiven Reiz wahrzunehmen. Dies führt dazu, dass die für eine Misophonie typischen Reaktionen wie Aggressivität und Ekel nach und nach an Intensität verlieren.
Psychologische Therapiemöglichkeiten bei Misophonie
Da eine Misophonie nicht auf eine Erkrankung oder Beeinträchtigung des Gehörgangs, sondern auf bestimmte negative Erlebnisse zurückzuführen ist, kommt der psychotherapeutischen Behandlung eine wichtige Bedeutung zu. Insbesondere bei aggressivem Verhalten als Folge einer Einwirkung bestimmter Geräusche ist es unumgänglich, einen Psychologen zu Rate zu ziehen. Dies ermöglicht, die spezifischen Ursachen der Störung genau zu definieren und belastende Ereignisse, die mit dem negativ wahrgenommenen Geräusch in Verbindung stehen, aufzuarbeiten.
Im Rahmen einer Verhaltenstherapie kann die Verknüpfung zwischen dem auditiven Trigger und einer bestimmten Emotion schließlich gelöst werden. Die psychologische Methode der Gegenkonditionierung bewirkt, dass Wut oder Ekelgefühle bei Wahrnehmung des betreffenden Geräusches nach und nach durch positive Eindrücke verdrängt werden. Auch Verhaltenstherapeuten arbeiten in der Behandlung der Misophonie mit Geräten, die wohltuende, in der Natur verbreitete Töne oder Meeresrauschen erzeugen. Im Rahmen der Therapiesitzungen kommen zu diesem Zweck hinter dem Ohr getragene Geräuschgeneratoren oder Kopfhörer zur Anwendung.
Eine weitere Methode, die sich in der Therapie der Misophonie erfolgreich bewährt, ist die Hypnose. Dabei werden die Patienten in Trance versetzt, die auf mehreren Ebenen eine positive Wirkung entfaltet. Durch wiederholte Sitzungen kommt es allmählich zu einer Stärkung und Stabilisierung der psychischen Gesundheit. Gleichzeitig können durch die Hypnose, ähnlich wie in der Verhaltenstherapie, neue Emotionen und positive Reaktionen auf den akustischen Trigger konditioniert werden.
Auch wenn negative Gefühle bei Einwirkung eines bestimmten Geräuschs oft nicht gänzlich verschwinden, können die Patienten durch die Therapie langfristig lernen, mit diesen umzugehen und sie entspannter, also ohne heftige Wutausbrüche oder Ekel zu erleben. Dies ebnet den Weg für die Patienten, wieder ein aktives Sozialleben zu führen und Konflikte im Familien- und Berufsleben zu vermeiden. Gleichzeitig tritt auch auf körperlicher Ebene eine deutliche Besserung ein. Begleitsymptome wie hoher Blutdruck, Herzklopfen, Schweißausbrüche und andere Reaktionen treten deutlich vermindert oder kaum mehr auf.
Unterstützende Maßnahmen aus der Alternativmedizin
Eine Misophonie ist für die Betroffenen mit einer erheblichen Stressbelastung verbunden. Diese ist einerseits auf die unvermeidbaren Reaktionen auf die Geräusche, andererseits auf die negativen Folgen für das Sozialleben zurückzuführen. Die Alternativmedizin hält verschiedene Möglichkeiten bereit, um den mit der Misophonie verbundenen Stress gezielt abzubauen. Vor allem mit der Akupunktur werden in der ganzheitlichen Behandlung beachtliche Erfolge erzielt. Der durch die Akupunktur-Nadel angeregte Energiefluss bewirkt eine deutliche Entspannung der Psyche, die wesentlich dazu beiträgt, mit verhassten Geräuschen im Alltag gelassener umzugehen.
Die innere Unruhe, die für Misophonie-Patienten großes Leid bedeutet, kann auch durch Einnahme homöopathischer Präparate sanft gelindert werden. Gegen Wutausbrüche und starke Reizbarkeit sind vor allem Nux Vomica, Sepia und Staphisagria empfehlenswert. Die Einnahme von Ambra-Globuli reduziert die Nervosität und ist eine bewährte Maßnahme, um der Neigung zum sozialen Rückzug entgegenzuwirken. Auch Schüssler-Salze können bei inneren Anspannungen, Stress und psychischen Belastungen eine Besserung erzielen. In diesem Zusammenhang sind vor allem Ferrum phosphoricum Nummer 3, Kalium phosphoricum Nummer 5 und Magnesium phosphoricum Nummer 7 empfehlenswert.
Was können Betroffene tun?
In den Alltag eingebaute Maßnahmen zum Stressabbau tragen maßgeblich zum langfristigen Erfolg der Therapie bei. Sanfte Sportarten wie Yoga, Wandern oder Schwimmen sowie regelmäßige Massagen und Meditation leisten einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung von negativen Emotionen und psychischer Unausgeglichenheit. Um die Ausschüttung der Stresshormone zu reduzieren, sollten Betroffene auf Zucker, Alkohol und Nikotin verzichten und den Genuss koffeinhaltiger Getränke auf ein Minimum reduzieren. Eine hohe Zufuhr von Vitamin C wirkt sich äußerst positiv auf den Blutdruck und den Hormonhaushalt aus. Auch die Anwendung beruhigender Kräuter in Form von Teeaufgüssen und pflanzlichen Präparaten trägt maßgeblich zu einer nachhaltigen Entspannung bei. Insbesondere Lavendel, Melisse, Kamille, Johanniskraut und Hopfen sind ideale Heilkräuter für Misophonie-Patienten. Regelmäßige Vollbäder mit ätherischem Melissen-, Neroli-, Lavendel-, Bergamotte- oder Mandarinenöl reduzieren Anspannung und Herzklopfen und wirken auf ganzheitliche Weise depressiven Verstimmungen entgegen.
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